Die Haltung von Hunden bringt viel Verantwortung und Kosten mit sich. Dies wird angesichts der Flut an Hunden, die überall angeboten werden, gern vergessen. Hinzu kommt, dass längst nicht alle Anbieter seriös sind. Viele Hunde werden nur des Profits wegen gezüchtet. Hierfür werden viele Tiere unter qualvollen Bedingungen gehalten, sind krank, schlecht oder gar nicht sozialisiert, ängstlich und bringen gesundheitliche und weitere Probleme mit sich. Der illegale Hundehandel blüht. Und selbst wenn Hunde legal angeboten werden, lohnt es sich, ganz genau hinzuschauen. Vor dem Kauf oder der Adoption sollte man sich genau informieren über Herkunft, Gesundheitszustand, Charakter und Bedürfnisse des Tieres.
Die Anschaffung eines Hundes muss gut überlegt sein
Spontanentscheide können oft schlimme Folgen nach sich ziehen. Die Anschaffung eines Hundes muss deshalb gut durchdacht sein. Zuerst sollte man die eigenen Rahmenbedingungen klären: Ist die ganze Familie einverstanden und hat niemand eine Allergie? Hat man die nötige Zeit, den nötigen Platz und die nötigen finanziellen Mittel, um dem Hund ein ganzes Hundeleben lang gerecht zu werden? Welche Erwartungen stellt man an den Hund? Kennt man die gesetzlichen Grundlagen für die Haltung des Wunschhundes im Wohnkanton? Ist man überzeugt, einem Hund die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre gerecht werden zu können, stellt sich die Anschlussfrage: Was für ein Hund soll es überhaupt sein?
Bei der Wahl des Hundes sollte man sich nicht auf die Optik fixieren, so verständlich das auch sein mag. Wichtiger ist es, auf die originäre Bestimmung der Rasse zu achten, denn alle Hunde wurden ursprünglich zu einem bestimmten Zweck gezüchtet und bringen entsprechend spezifische Eigenschaften und Bedürfnisse mit sich. Es gibt zum Beispiel Jagdhunde, Hütehunde, Wachhunde, Zughunde oder Begleithunde. Es ist elementar, sich mit den typischen Eigenschaften der Wunschrasse vorab auseinanderzusetzen, um abschätzen zu können, ob man gewillt und in der Lage ist, die entsprechenden Herausforderungen zu meistern. Auch Mischlinge können übrigens die typischen Eigenschaften ihrer Verwandten mitbringen.
Hände weg von Qualzuchten
Das Züchten von Hunden für bestimmte Aufgaben ist heute in den Hintergrund geraten. Die moderne Hundezucht konzentriert sich leider oft nur noch auf die Optik, was nicht selten zu massiven Gesundheitsproblemen bei den Tieren führt. Viele Rassen weisen unnatürliche Verformungen des Körpers auf, um dem gewünschten Schönheitsideal zu entsprechen, was mit viel Leid für das Tier einhergeht. Besonders beliebt sind Rassen mit kurzen Nasen, wie zum Beispiel Französische Bulldogge, Mops und Pekinese. Deren Kopf wurde kürzer und breiter gezüchtet. Als Konsequenz davon leiden diese Hunde unter verengten Atemwegen, einem zu grossen Gaumensegel und einer Zunge, die kaum mehr ins Maul passt. Körperliche Anstrengung führt häufig zu Erstickungsängsten. Nur durch eine teure Operation der Nase und des Gaumensegels kann die Atmung ein bisschen verbessert werden. Frei durchatmen werden diese Hunde nie können.
Auch kurze Beine, Schwanzlosigkeit oder hängende Augenlider wurden vielen Hunden angezüchtet und führen zu Problemen. Sehr grosse Hunde wie der Bernhardiner oder die Deutsche Dogge leben weniger lang, weil das hohe Körpergewicht irgendwann zu viel für die Gelenke wird und auch das Herz und der Kreislauf überbelastet werden. Bei besonders kleinen Züchtungen kann man sich kaum mehr vorstellen, dass auch sie ursprünglich vom Wolf abstammen. Sogenannte Teacup-Hunde haben oft zu kleine Schädel und leiden ein Leben lang unter starken Kopfschmerzen und allenfalls neurologischen Problemen. Im Trend sind auch sogenannte Merle-Hunde, die eine unregelmässige Scheckung aufweisen. Sie leiden manchmal an Fehlbildungen, die zu Taubheit und Gleichgewichtsstörungen führen können.
Egal also, für welche Rasse man sich entscheidet: Es ist elementar, dass man sich vorab mit den möglichen Konsequenzen für das betroffene Tier auseinandersetzt und sich überlegt, ob man diese Qualzuchten fördern will, mit den damit zusammenhängenden Konsequenzen für das Tier umgehen und die regelmässig anfallenden Tierarztkosten finanzieren kann und will.
Herkunft des Hundes
Hat man sich für eine Hunderasse entschieden, stellt sich die nächste Frage: Wo findet man den Wunschbegleiter? Im digitalen Zeitalter liegt es nahe, zuerst im Internet zu suchen. Doch Achtung: Gerade das Internet bietet die ideale Plattform für unseriöse Tierhändler, die Rassewelpen zu Schnäppchenpreisen anbieten. Mit dem Erwerb fördert man nicht nur enormes Tierleid; fast immer wird das vermeintliche Schnäppchen zum Luxusobjekt, weil das Tier krank ist und die anfallenden Klinikkosten schnell in die Tausende gehen. Und man ist sich nicht einmal sicher, ob der neue Freund das alles überhaupt überlebt.
Ein seriöser Züchter bietet Welpen einer bestimmten Rasse an und lädt Interessenten (mehrfach) ein, die Hunde-Babys und deren Mutter persönlich kennenzulernen. Er berät nicht nur in Bezug auf Charaktereigenschaften und Bedürfnisse der Rasse und des einzelnen Tieres, sondern stellt auch sicher, dass die Interessenten sich für die Haltung eignen. Die Welpen wachsen mit Familienanschluss auf, werden sozialisiert und lernen früh verschiedene Alltagssituationen und -geräusche kennen. Sie werden frühestens im Alter von acht Wochen abgegeben, sind dann gechippt, mehrfach entwurmt und geimpft und haben sowohl ein Impfbüchlein als auch einen Stammbaum. Ein seriöser Züchter steht auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite und nimmt den Hund zurück, sollte es mit dem Zusammenleben nicht funktionieren. Die Muttertiere sollten im Übrigen nur zwei bis drei Würfe im Leben haben müssen.
In Tierheimen warten Hunde aller Rassen und Altersgruppen auf ein neues Zuhause. Sie sind aus verschiedenen Gründen im Tierheim gelandet und haben in der Regel eine Vorgeschichte. Seriöse Tierheime setzen sich intensiv mit den einzelnen Hunden auseinander, so dass sie, selbst bei unbekannter Vergangenheit, sehr gut einschätzen können, was die Tiere heute brauchen und wie das optimale zu Hause ausschauen müsste. Im Tierheim kann man den Auserwählten mehrfach besuchen und mit ihm spazieren gehen, bevor man sich endgültig bindet. Sogar ein gemeinsames Testwochenende bei sich zuhause ist oft möglich. Und die Tierheimmitarbeiter stehen den Käufern während und auch nach der Adoption zur Seite. Klappt es nicht oder ändert sich die persönliche Situation zu Ungunsten des Tieres, darf dieses jederzeit zurück ins Tierheim. Selbstverständlich werden Tierheimhunde ebenfalls gechippt, geimpft und gegen Parasiten behandelt abgegeben. In der Regel sind Tierheimhunde auch bereits kastriert.
Warum nicht in die Ferne schweifen?
Findet man in der Schweiz seinen neuen besten Freund nicht, warten auch unzählige Hunde im Ausland auf ihre Chance. Viele Organisationen werben für solche Hunde, und es ist nicht immer einfach, festzustellen, ob alles wirklich seriös ist. Auf keinen Fall sollte man einen Hund per Klick im Internet bestellen und diesen womöglich an der Grenze oder auf einem Parkplatz abholen müssen. Seriöse Organisationen verfügen über eine Handelsbewilligung und Pflegeplätze in der Schweiz, die ein vorgängiges persönliches Kennenlernen ermöglichen. Alternativ bieten sie an, den Wunschhund im Ausland kennenzulernen, bevor dieser auf eine allfällige Ausreise vorbereitet wird.
Eine genaue Charakterbeschreibung und möglichst detaillierte Angaben, woher und unter welchen Umständen der Hund in die Vermittlung gekommen ist, sind ebenso elementar wie eine Beratung über die Hundehaltung inklusive der besonderen Herausforderungen in Bezug auf den Wunschhund. Ein Gesundheitszeugnis umfasst nicht nur alle Impfungen, sondern auch wichtige Tests wie zum Beispiel betreffend Babesiose, Ehrlichiose, Herzwürmer, Leishmaniose. Je nach Herkunft braucht es auch einen Tollwut-Titernachweis. Jeder Hund verfügt über die nötigen Importpapiere, die belegen, dass er legal eingeführt wurde. Nicht zuletzt sollte auch hier die Möglichkeit bestehen, den Hund zurückgeben zu dürfen, sollte das Zusammenleben nicht klappen. Solche Punkte müssen unbedingt vor der Adoption schriftlich geklärt werden.
Das Hundeelend im Ausland ist je nach Land riesig. Hundeliebhaber werden gerne emotional abgeholt, indem die Tötung der Tiere angedroht wird, sollte nicht innert einer bestimmten Frist ein neues Zuhause gefunden werden. Davon sollte man sich keinesfalls unter Druck setzen lassen. Allzu häufig werden so adoptierte Hunde zum Wanderpokal. Eine seriöse Organisation bewirbt die zu vermittelnden Hunde nicht mit solchen Drohungen. Sie setzt den Schwerpunkt ohnehin in die Verbesserung der Situation vor Ort, so zum Beispiel mit der Förderung von Kastrationsprogrammen und der Aufklärung und Vermittlung vor Ort.
Es sind nicht nur Tierschutzhunde, die aus dem Ausland kommen. Aus vielen Ländern kommen Rassewelpen, die aus Zuchtfabriken direkt in die Schweiz geliefert werden. Häufig wurden sie viel zu früh von der Mutter getrennt, haben gefälschte Papiere, verfügen nicht über die nötigen Schutzimpfungen und leiden bereits an vielen Krankheiten und anderen gesundheitlichen Beschwerden. Lassen Sie sich nicht von einer Schweizer Adresse fehlleiten. Die sogenannte Welpenmafia arbeitet mit allen Tricks, um möglichst viel Profit aus den qualvollen Vermehrungsstationen zu schlagen.
Es gilt: Augen auf beim Hundekauf! Lassen Sie sich Zeit, informieren Sie sich gründlich und nutzen Sie die vielen Beratungsmöglichkeiten von bekannten Tierschutzorganisationen, Tierheimen und Tiermedizinern, bevor sie eine so lebensverändernde Entscheidung fällen. Dann sollte der gemeinsamen Zukunft mit dem neuen besten Freund nichts mehr im Wege stehen.
«Die moderne Hundezucht konzentriert sich leider oft nur noch auf die Optik, was nicht selten zu massiven Gesundheitsproblemen bei den Tieren führt.»





