Garten

Erden und Substrate – auf gutem Grund

Die Auswahl an Pflanzenerden ist mannigfaltig, das Angebot in den Gartencentern fast unüberschaubar. Das geeignete Pflanzsubstrat entscheidet mit über Gedeih und Verderb – aber brauchen Pflanzenliebhaber ein Dutzend verschiedener Erden?

von Tobias Franzke

Silvedes AG, Brütten

Im Gegensatz zu den meisten anderen Lebewesen sind Pflanzen natürlicherweise an ihren Standort gebunden. Durch Schwerkraft, Wind oder tierische Helfer landet ein Pflanzensamen an irgendeinem Ort auf der Erde und beginnt unter den richtigen Bedingungen zu keimen. Wasser, Wärme oder Kälte sowie Licht oder Dunkelheit sind meist ausschlaggebend, dass ein Samen seine Mission antritt. Dank der unbegrenzten Kreativität und Vielfalt der Natur können auch exotische Faktoren eine Rolle spielen: So erwachen die Samen mancher Pyrophyten erst, nachdem ein Feuer über sie hinweggegangen ist. In der australischen Flora finden sich besonders viele Beispiele für diese Verbreitungsstrategie.

Samenverbreitung

Was alle Gattung eint, die sich durch Versamung vermehren, ist das Zufallsprinzip.Es hat viel mit Glück zu tun, dass ein Sämling seine Keimblätter an einem Ort aus der Erde streckt, an dem die Pflanze auch langfristig gedeihen kann. Die wenigsten Bäume schaffen es bis ins Jugendalter oder gar so weit, dass sie zu ehrwürdigen Baumriesen werden. Da sie ihren Standort nicht selbstständig verändern können, ist es ein Lotteriespiel, ob sich der Fleck, auf dem der Samen landet, zum Altwerden eignet. Unter den Pflanzenarten höherer Ordnung sind es einzig die Mangroven, die sich selbstständig um bis zu einen Meter pro Jahr auf ihren Stelzwurzeln fortbewegen können. In der Pflanzenwelt eine kleine Weltreise.

Was bedeutet Erde?

Die Bodenbeschaffenheit spielt für den Sämling und dessen Zukunft eine entscheidende Rolle. Da der Apfel ja sprichwörtlich nicht weit vom Stamm fällt, erwartet viele Samen ein ähnlicher Boden, wie jener, auf dem bereits die Eltern gedeihen konnten. Mit dem Wind oder durch tierische Verbreitung kann der neue Standort aber auch weit entfernt liegen. Beispielsweise können Kokosnüsse mehrere Monate im Salzwasser überstehen und so mit Meeresströmungen tausende Kilometer zurücklegen. Wo der Samen auch landet – es müssen gute Bedingungen für das Wurzelwerk gegeben sein. Das heranwachsende Pflänzlein muss sich schliesslich gegen Konkurrenten, Krankheiten und allerlei tierische Fressfeinde behaupten. Beim gewachsenen Boden sprechen die Gärtner von Erde. Sie besteht aus organischen und mineralischen Bestandteilen wie Lehm, Sand oder Kies. Das organische Material ist recycelt – es handelt sich um verrottende Pflanzenteile, Kompost oder tierische Hinterlassenschaften. Die Gesamtheit der abgestorbenen organischen Substanz im Boden bezeichnet man als Humus.

Was ist ein Substrat?

In unseren Gärten wachsen die wenigsten mehrjährigen Pflanzen genau an jenem Ort, wo einst der Samen gekeimt hat. Der Standort wird – wie von der Natur eigentlich überhaupt nicht vorgesehen – im Laufe eines Pflanzenlebens immer wieder verändert. Die allermeisten Gewächse werden in Gefässen oder in einer Baumschule herangezogen, bis sie irgendwann am Bestimmungsort in die Erde gepflanzt werden. Gefässkulturen wachsen fast ausschliesslich in Substraten. Unter einem Substrat versteht man eine speziell zusammengestellte Mischung als Wachstumsunterlage – aus organischen und im Idealfall auch mineralischen Bestandteilen.

Substratbestandteile

Der organische Teil besteht vielfach aus Kompost, Holz- oder Rindenprodukten, Torf oder Kokosfasern. Bisweilen werden auch Reis- und Graspelze oder Hanffasern beigemischt. Als mineralische Komponente stehen natürlich vorkommende Materialien wie Bims- oder Lavastein, Ton sowie Sand, Splitt oder Kies zur Auswahl. Ebenfalls natürlichen Ursprungs sind Vermiculite, Blähschiefer, Perlite und Blähton. Diese Zuschlagstoffe müssen allerdings teilweise sehr stark erhitzt werden, was die Produktion energieintensiv macht. Der Vorteil liegt im geringen Volumengewicht, das besonders bei der Bepflanzung grösserer Gefässe oder Tröge von Vorteil ist.

Bodenverbesserung im Garten

Die Einzelbestandteile von Substraten wie auch fertig gemischte Erden können zur Bodenverbesserung im Garten eingesetzt werden. So wird beispielsweise die Struktur zu schwerer Böden durch die leichten Zuschlagstoffe positiv beeinflusst. Um den organischen Anteil anzuheben, werden häufig Rindenhumus oder Holzprodukte verwendet. Hier ist allerdings auf das C- / N-Verhältnis (Gewichts- bzw. Massenverhältnis von Kohlenstoff (C) und Stickstoff (N) im Boden) zu achten: Frisch abgestorbene Pflanzenteile oder Rindenmulch enthalten viel Kohlenstoff und binden Stickstoff an sich – der wichtigste Nährstoff für das Pflanzenwachstum. Deshalb sollte bei der Ausbringung von frischem Rindenhumus oder Holzhackschnitzeln zusätzlich gedüngt werden – beispielsweise mit natürlich stickstoffreichen Hornspänen. Für die Umsetzung von solchen organischen Düngern ist ein aktives Bodenleben wichtig. In Substraten in der Gefässkultur werden daher meist speziell formulierte Langzeit-Dünger verwendet.

Substratauswahl

Das Angebot an Pflanzerden für die Gefässkultur ist schier unüberschaubar. Während Spezialsubstrate zur Aussaat oder für Sonderfälle wie Orchideen, Kakteen oder Moorbeetpflanzen durchaus Sinn machen mögen, braucht kein Topf- oder Kübelpflanzenliebhaber ein Dutzend verschiedener Substrate im Gartenschopf. Die ausgewiesene Buchsbaum- oder Palmenerde entstammt meist den Marketingabteilungen der grossen Erdenlieferanten. Für eine dauerhafte, erfolgreiche Gefässbepflanzung werden hochwertige Rohstoffe in einem ausgewogenen Verhältnis zwischen organischen und mineralischen Komponenten benötigt. Bei einer solchen Langzeit-Erde kann das Schlagwort «Erdenaustausch» kurzerhand aus dem Wortschatz gestrichen werden. Der hohe mineralische Anteil sorgt für eine optimale Luft- und Wasserführung und verleiht dem Substrat eine anhaltende Strukturstabilität. Die Langzeit-Erde verdichtet sich nicht – das Erdniveau im Gefäss und die Drainagefähigkeit bleiben langfristig bestehen. Die enthaltenen feinen Tonmineralien puffern zusätzlich die Nährstoffgaben und sorgen für deren Speicherung. Dieses Spezialsubstrat kann für die allermeisten Zierpflanzen, Gräser und Gehölze verwendet werden, die lange Zeit im Gefäss verbleiben. Saison- und Wechselbepflanzungen, die ohnehin nur einen Sommer überstehen, kommen sicherlich auch mit einfachen Blumenerden aus. Verwendet man allerdings auch hier die Langzeit-Erde, kann am Ende der Saison nur der Wurzelballen dem Grüngut zugeführt und der Grossteil des Topfinhaltes immer wieder verwendet werden – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.

Der Wurzelraum ist für ein prächtiges Wachstum von Garten- und Gefässpflanzen von grösster Wichtigkeit. Wenn die grünen Protagonisten schon entgegen ihrer Natur an andere Standorte gebracht werden, lohnt es sich, ihnen grosszügig hochwertiges Substrat mit auf den Weg zu geben, um ihnen den besten Start zu ermöglichen. Die Pflanzen danken den guten Grund für viele Jahre mit gesundem Zuwachs und üppigem Gedeihen.

Terrassengestaltung

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