Anfang November wurden die neuen Klimaszenarien 2025 für die Schweiz der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Perspektiven zeigen: Der Klimawandel ist in der Schweiz besonders ausgeprägt. Hitze und Trockenheit werden häufiger. Schnee fällt weniger, dafür kann es künftig heftig regnen.
Die im Auftrag des Bundes von Meteo-Schweiz erstellten neuen Szenarien knüpfen an die Ergebnisse der Klimaszenarien von 2018 an. Sie bestätigen und erweitern das bisher bekannte Bild des Klimawandels in der Schweiz. Die bisherige Erwärmung in der Schweiz (2024: +2,9 °C seit der vorindustriellen Zeit) ist höher als im weltweiten Durchschnitt (2024: +1,3 °C). In der Schweiz zeigen sich Aspekte des Klimawandels ausgeprägter als im globalen Mittel, unter anderem aufgrund der geografischen Lage.
Die prognostizierte Erwärmung hat vielfache Auswirkungen. Die Klimaszenarien beschreiben vier Hauptveränderungen, die das Klima in der Schweiz in einer global um drei Grad wärmeren Welt prägen. An erster Stelle steht die zunehmende Hitze. Hitzeereignisse betreffen insbesondere Regionen in tiefen Lagen und speziell städtische Gebiete.
Sie können in Zukunft aber auch in Regionen in den Alpen und Voralpen zunehmend auftreten. Der heisseste Tag im Jahr wird im Schnitt etwa 4,4 °C (gegenüber 1991–2020) heisser sein. Auch Hitzetage und Tropennächte werden deutlich häufiger auftreten. Zum Beispiel werden in der Stadt Zürich im Schnitt etwa fünfmal mehr Tropennächte im Jahr erwartet.
CO2 reduzieren bleibt die Hauptaufgabe
Um die Folgen des Klimawandels zu begrenzen, sind Emissionsreduktionen weltweit unabdingbar. Die Klimaszenarien zeigen, wie sich Klimaschutzmassnahmen auf den Klimawandel auswirken – jedes eingesparte Zehntelgrad kann die Auswirkungen auf die Schweizer Natur, Gesellschaft und Wirtschaft reduzieren.
«Mit ambitioniertem Klimaschutz und globalen Netto-Null-Emissionen bis 2050 könnte der grösste Teil der zukünftigen langfristigen Erwärmung vermieden werden», sagt Reto Knutti, Klimaforscher der ETH Zürich. Damit entfielen auch viele der daraus folgenden weiteren Auswirkungen. Das Motto muss deshalb lauten: Nicht kapitulieren, sondern tun, was man tun kann, auch wenn zweifelhaft bleibt, ob der auf grossen Konferenzen wortreich zelebrierte Klimaschutz genügt, um das Ruder herumzureissen.
Gerade das Bauen sorgt für einen grossen Teil der Treibhausgasemissionen. Klimaschonende Bauweisen sind darum gefragt. Zu den «grünsten» Bauweisen gehört der Holzbau. Denn jeder Kubikmeter verbautes Holz speichert über den Daumen den Kohlenstoff aus einer Tonne CO2 aus der Luft. Die Natur lässt den Rohstoff allein mit Sonnenenergie, Wasser und Nährsalzen aus dem Boden wachsen. Es wird dafür also keine Fremdenergie benötigt, wie dies bei vielen anderen Baustoffen der Fall ist.
Auch Ernte und Verarbeitung erfolgen sehr energiearm. Darum erreicht der Holzbau von Haus aus unschlagbare Werte hinsichtlich grauer Energie. Moderne Holzbauten sind im Betrieb überdies ausserordentlich energieeffizient: Sie brauchen im Winter sehr wenig Heizenergie. Je mehr der Holzbau im Gebäudepark Schweiz zulegt, desto mehr entlastet er deshalb das Klima. Und dies gleich doppelt: Denn er spart nicht nur selbst Energie und setzt CO2 durch natürliche Einlagerung im Baumaterial schachmatt, sondern er erspart dem Klima als Ersatz für energie- und treibhausgasintensiv bereitgestellte gängige Baustoffe auch deren Emissionen.
Die Anpassung an die Klimaveränderung ist unausweichlich
Wir wissen auch: Mit allen Bemühungen lässt sich die globale Erderwärmung im besten Fall nur begrenzen, nicht aber rückgängig machen. Die Anpassung an den Klimawandel wird darum immer wichtiger. Und sie gilt ab sofort: Denn Bauten, die heute errichtet werden, müssen sich wegen ihrer langen Lebensdauer auch unter künftigen klimatischen Bedingungen bewähren. Darum müssen sich alle Bauweisen nicht nur fragen, wie klimaschonend sie sind, sondern auch, ob sie mit den absehbaren Klimaveränderungen umgehen können. Das gilt auch für den Holzbau.
Ein hochkarätig besetztes Fachteam hat im Auftrag der Lignum und mit Unterstützung durch das Bundesamt für Umwelt BAFU, das Bundesamt für Wohnungswesen BWO und den Berner Holzförderungsfonds BHFF untersucht, wie sich Holzbauten mit Blick auf die neuen Klimaszenarien schlagen. Bei der Planung des sommerlichen Wärmeschutzes müssen verschiedene Einflussparameter gesamtheitlich betrachtet werden. Dabei gilt es, wirksame Lösungen für unterschiedliche Nutzungen wie Wohnen, Verwaltung und Schule zu definieren. Mit geeigneten Konzepten für die Lüftung und Nachtauskühlung, mit baulichen Massnahmen oder nach Bedarf mit zusätzlichen technischen Massnahmen ist der thermische Komfort im Sommer sicherzustellen.
Bauen für ein wärmeres Klima: Der Holzbau kann’s
Holzbauten weisen in der Regel eine tiefere Wärmespeicherkapazität als Massivbauten auf. Um so wichtiger ist es, bei Holzbauten in der frühen Planungsphase Strategien zur Sicherstellung des sommerlichen Wärmeschutzes zu entwickeln. Allerdings: Die Bauweise hat zwar einen bedeutenden Einfluss auf die thermische Behaglichkeit in Gebäuden, sie ist jedoch nicht der entscheidende Faktor. Für die Innenraumtemperaturen ist neben dem generellen Nutzerverhalten die effektive Bedienung des Sonnenschutzes und vor allem das Lüftungskonzept zentral.
Die wissenschaftliche Untersuchung zeigt: Thermische Behaglichkeit kann auch künftig durch natürliche, bauliche oder technische Massnahmen in Gebäuden in Holzbauweise gewährleistet werden. Die natürliche Fensterlüftung bei tiefen Aussentemperaturen stellt die effizienteste und kostengünstigste Möglichkeit der Temperaturreduktion in Innenräumen dar.
Bei der baulichen Optimierung ist im Holzbau insbesondere auf die Erhöhung der Speicherkapazität zu achten. Dies gelingt durch die Vergrösserung der thermisch aktivierbaren Oberflächen oder durch Einbringen zusätzlicher Speichermasse, etwa in Form von Lehmbauprodukten. Wo natürliche und bauliche Lösungen – heute und in Zukunft – nicht ausreichend zur thermischen Behaglichkeit beitragen können, stehen technische Ansätze wie Geocooling bereit.
In Wohngebäuden lassen sich auch in Zukunft Überhitzungen meist gut vermeiden, wenn die Gebäude modern gebaut sind und man Massnahmen wie Sonnenschutz und nächtliche Abkühlung nutzt – zumindest in Gegenden, die nicht extrem städtisch geprägt sind und in durchschnttlich warmen Jahren.
Lignum-Publikationen vermitteln das Fachwissen
Als Planungshilfsmittel für den Holzbau steht neu die Lignatec-Publikation «Sommerlicher Wärmeschutz in Holzbauten – Empfehlungen für die thermische Behaglichkeit in künftigen Klimaszenarien» zur Verfügung. Die umfangreiche Publikation liegt seit Oktober vor und kann bei Lignum kostenpflichtig bezogen werden. Das Wichtigste erläutert ein Lignum-Compact-Merkblatt auf vier Seiten, das man bei Lignum gratis bestellen oder auch als PDF herunterladen kann (lignum.ch > Shop > Broschüren). Wer das Thema vertiefen will, besucht die Lignum im Januar an der Swissbau 2026 in Basel und merkt sich den PraxisTalk «Sommerlicher Wärmeschutz im Holzbau» an der Messe vom 20. Januar vor. Details dazu finden sich im Web unter swissbau.ch.
Infos zum Bauen und Ausbauen mit Holz
Die technische Beratung der Lignum gibt unter Tel. 044 267 47 83 oder hotline@lignum.ch Auskunft zu allen Fragen rund um den Einsatz von Holz in Bau und Ausbau. Die Website lignum.ch bietet vielseitige Informationen zu Holz.







