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Immer tiefere Zinsen: So schützen Sie jetzt Ihr Vermögen

Die Schweizerische Nationalbank senkt die Zinsen und schliesst Negativzinsen nicht mehr aus. Ersparnisse verlieren laufend an Wert. Organisieren Sie Ihr Geld richtig und vermeiden Sie hohe Gebühren.

von Karl Flubacher

Pensionierungsexperte beim VZ VermögensZentrum

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihren Leitzins bereits mehrmals gesenkt – zuletzt im vergangenen März. Neu liegt er bei 0,25 Prozent. Damit sind auch Negativzinsen nochmals ein Stück näher gerückt. Und die SNB hat bereits klar gemacht, dass sie diese auch wieder einführen könnte, falls es notwendig würde. Diese Negativzinsen hatten von 2015 bis 2022 weitreichende Folgen. Aus dieser Zeit kann man ein paar Dinge lernen:

Das Ersparte schrumpft

Die Sparzinsen tendieren gegen null, und Sparkonten werden noch mehr zum Verlustgeschäft: Nach Abzug von Steuern und Inflation schmilzt das Geld regelrecht weg. Bei Ersparnissen von beispielsweise 350 000 Franken und 0,1 Prozent Zins erhält man zwar 350 Franken Ertrag. Zieht man davon aber 1200 Franken Steuern und 1 Prozent Inflation ab, bleibt unter dem Strich ein Verlust von 4350 Franken. Es braucht über 1,7 Prozent Zins auf dem Konto, damit die reale Kaufkraft zumindest erhalten bleibt (Tabelle).

Viele Schweizer Haushalte horten zu viel Geld auf kaum verzinsten Konten. Deshalb sollte man seine Ersparnisse richtig organisieren. Geld, das man mittelfristig nicht braucht, sollte man anlegen oder es in die Pensionskasse oder Säule 3a einzahlen. Das Privatkonto dient als Lohnkonto. Dort sind die Gelder gut aufgehoben, die man kurzfristig für den Lebensunterhalt und den Zahlungsverkehr benötigt. Das Sparkonto eignet sich vor allem als Liquiditätsreserve und für Rücklagen für künftige Investitionen und Anschaffungen.

Die Gebühren steigen

Banken geben tiefe oder negative Zinsen weiter, indem sie ihren Kunden mehr für Konto, Karte und Depot verrechnen. Daher sollte man genau prüfen, wie viel man bezahlt, und bei Bedarf zu einem günstigeren Anbieter wechseln.

Es braucht mehr Risiko

Je tiefer die Zinsen sind, desto weniger werfen Obligationen ab. Wer eine vernünftige Rendite erwirtschaften will, muss höhere Risiken eingehen. Je nach Risikofähigkeit und -bereitschaft lohnt es sich, einen Teil des Geldes in Aktien anzulegen. Der Wert des Guthabens kann zwar kurzfristig stark schwanken, langfristig wird man dafür mit einer höheren Rendite belohnt.

Tipp: Halten Sie die Gebühren tief. Gebühren fressen die Rendite weg. Attraktiv sind kostengünstige ETF. Diese investieren wie herkömmliche Fonds in unterschiedliche Wertschriften und verteilen so das Anlagerisiko. Aber sie verzichten bewusst auf ein teures Management. Deshalb liegt ihre Rendite nahe an der Marktrendite, und sie sind um einiges günstiger als aktive Fonds.

Hypotheken sollten weniger kosten

Sinken die Zinsen, sollten auch Hypotheken günstiger werden – viele Banken geben die Zinssenkungen aber nicht vollständig an die Kunden weiter. Es lohnt sich daher, zumindest einen Teil als Geldmarkthypothek (Saron) abzuschliessen. Im langfristigen Vergleich waren sie meistens günstiger als Festhypotheken, auch in der letzten Negativzinsphase. Steigen die Zinsen, kann man immer noch in eine Festhypothek wechseln.

Sparkonten sind heute ein Verlustgeschäft

Beispiel: Ehepaar mit 100 000 Franken Einkommen und 600 000 Franken Vermögen, davon 350 000 Franken Spargelder (Angaben in Franken).

 

Zins auf Sparkonto mit 350 000 Franken

 

-0,25 %

0,10 %

0,50 %

1,72 %

1,90 %

Zinsertrag brutto

-875

350

1750

6020

6650

./. Steuern 1

-920

-1200

-1530

-2520

-2670

./. Inflation 1 %

-3500

-3500

-3500

-3500

-3500

Realertrag netto

-5295

-4350

-3280

0

480

1 Einkommens- und Vermögenssteuern (berechnet mit dem durchschnittlichen Grenzsteuersatz aller Kantonshauptorte); Negativzinsen sind steuerlich abzugsfähig.

 

Quelle VZ VermögensZentrum