Weihnachten

So grün sind deine Blätter

Gekauft, gemietet oder im Topf, welcher Weihnachtsbaum ist wirklich nachhaltig? Wir haben uns umgehört und stellen Ihnen verschiedene Varianten vor.

von Judith Supper

Journalistin

Bald ist es wieder so weit: In der Stube steht die Nordmanntanne, mit Weihnachtskugeln, Kerzen und Lametta geschmückt. Kaum ein Symbol ist so tief im Weihnachtsritual verankert wie der glitzernde Tannenbaum. Doch das festliche Grün hat ein Ablaufdatum. Nach Silvester wird der Baum entsorgt – und damit stellt sich immer die gleiche Frage: Wie nachhaltig ist dieser Brauch eigentlich?

In der Schweiz werden jedes Jahr bis zu 1,4 Millionen Weihnachtsbäume verkauft, schätzt WaldSchweiz. Rund 40 bis 45 Prozent stammen aus heimischer Produktion, der Rest wird importiert – vor allem aus Dänemark, Deutschland und den Niederlanden. Die Nordmanntanne dominiert mit rund 65 Prozent Marktanteil, gefolgt von der Fichte mit rund 20 Prozent.

Schweizer Herkunft hat Vorteile

Die Nachfrage nach Schweizer Bäumen ist hoch. Laut SRF ist die inländische Weihnachtsbaumproduktion oft schon ausverkauft, bevor die Saison richtig beginnt. Und das aus gutem Grund. Weihnachtsbäume mit Schweizer Herkunft oder aus regionalen Kulturen sind in der Regel umweltfreundlicher angebaut als viele ihrer ausländischen Pendants. Besonders Bäume aus Durchforstung – also aus der Waldpflege – schneiden ökologisch sehr gut ab, denn sie benötigen weder Pflanzenschutzmittel noch Dünger oder künstliche Bewässerung.

Die deutsche Umweltschutzorganisation BUND fand in Stichproben, dass rund zwei Drittel der getesteten Nordmanntannen Rückstände von Pestiziden aufwiesen – darunter zwei Wirkstoffe, die in der EU gar nicht zugelassen sind. Zwar sind diese Werte nicht auf die ganze Produktion übertragbar, sie zeigen jedoch, wie unterschiedlich die Standards je nach Herkunft sein können.

Wie grün ist ein Weihnachtsbaum wirklich?

Die Ökobilanz eines Christbaums hängt von mehreren Faktoren ab: Anbau, Transport, Lagerung sowie Entsorgung. Studien zeigen, dass ein FSC-zertifizierter Wald-Christbaum aus der Schweiz, korrekt entsorgt, häufig weniger als ein Kilogramm CO₂e-Äquivalent verursacht. Das liegt an den kurzen Transportwegen und daran, dass er in keinem Kühlhaus zwischengelagert werden muss, denn er wird erst kurz vor dem Verkauf geschnitten. Wer beim lokalen Förster oder bei einem zertifizierten Anbieter kauft, wählt somit die ökologisch sinnvollste Variante.

Weihnachtsbäume wachsen rund sieben bis zehn Jahre, bis sie geerntet werden. Laut WaldSchweiz bindet eine Hektare junger Tannen in zehn Jahren nahezu 145 Tonnen Kohlendioxid. Wird der Baum nach dem Fest verbrannt, wird das CO₂ wieder freigegeben. Ökologisch sinnvoller ist die Verwertung über die Grüngutsammlung. Dann wird der Grobanteil des Baums gehäckselt und thermisch als Fernwärme genutzt, die Nadeln werden kompostiert – oder man kompostiert ihn gleich im eigenen Garten. So wird ein Teil des Kohlenstoffs im Humus gebunden.

Künstlich oder im Topf?

Künstliche Tannenbäume bestehen in der Regel aus PVC oder PE an einem Metallgerüst und werden grösstenteils in China produziert. Laut dem italienischen ISPRA verursacht ein zwei Meter hoher künstlicher Baum rund 40 kg CO₂ – das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch eines Einfamilienhauses, das eine Ölheizung nutzt. Damit lohnt sich ein Plastikbaum ökologisch erst, wenn er mindestens zehn Jahre im Einsatz ist – eher länger. Hinzu kommt die schlechte Recyclebarkeit der Materialien.

Ein festlich geschmücktes Bäumchen, das nach dem Fest weiterwächst: Mit dem gemieteten Weihnachtsbaum im Topf funktioniert das. Allerdings gibt es hierbei ein paar Tücken. Maximal 14 Tage darf es im geheizten Raum stehen – und nie in direkter Nähe zu einer Heizung oder einem Ofen platziert sein. Es benötigt regelmässig Wassergaben und darf nicht austrocknen. Gleiches gilt für gekaufte Topfbäume. Diese kann man nach den Feiertagen einfach im Garten auspflanzen. In beiden Fällen gilt: In der warmen Stube gibt der Baum seine Winterruhe auf – er «denkt», der Frühling sei da, und beginnt zu wachsen. Deswegen sollte man ihn nach den Feiertagen in einem hellen, kühlen und frostfreien Raum zunächst «zwischenlagern», beispielsweise im Treppenhaus.

Das Prinzip überdenken

Gemäss ESU-services GmbH, einem Umweltberater aus Schaffhausen, hat ein Mietbaum einen Treibhaus-Fussabdruck von 7,7 CO₂e-Äquivalenten. Zu Buche schlagen Aufwendungen für die Winterlagerung der Weihnachtsbäume in einer Halle und der benötigte Topf. Auch die jährliche Anlieferung und Rückholung mit dem Lieferwagen ist ein relevanter Faktor, wenn die Entfernung zu weit ist – idealerweise mietet man also einen Baum von einer lokalen Gärtnerei.

Viele verzichten mittlerweile bewusst auf einen klassischen Baum – zugunsten kreativer und ressourcenschonender Alternativen, die man selbst basteln kann: Bäume aus Holzlatten oder Treibholz, umfunktionierten Leitern, aus Lichterketten angefertigt oder schlichte Zweigarrangements. Oder warum nicht die Zimmerpflanze mit Kugeln und Lametta schmücken? Die Monstera würde sich sicherlich freuen, für eine kurze Zeit im Jahr weihnachtliche Stimmung verbreiten zu dürfen.