Diskretion, Zuverlässigkeit und Dienstleistungsqualität auf höchstem Niveau – das sind die Grundpfeiler im Berufsfeld des Hauspersonals. Hanspeter Vochezer kennt diese Welt aus erster Hand: Nach einer internationalen Karriere in der Luxushotellerie und seiner Tätigkeit als persönlicher Butler gründete er eine spezialisierte Vermittlungsagentur für Hauspersonal. Der Bedarf ist gross – nicht nur in der Schweiz. Weltweit sind gemäss der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) 76 Millionen Menschen als Haushaltshilfe tätig, davon 80 Prozent informell. Aus dem «Schweizer Haushaltshilfen-Report 2025» von quitt geht ausserdem hervor, dass in der Schweiz laut einer Umfrage der Homegate AG jeder achte Haushalt eine Reinigungskraft beschäftigt – in Haushalten mit einem Einkommen von über 10 000 Franken im Monat sogar mehr als jeder vierte. Doch bis zu 40 Prozent dieser Arbeitsverhältnisse sind weder korrekt angemeldet noch versichert – und damit illegal. Umso wichtiger ist ein professioneller, legaler und fairer Zugang zu qualifiziertem Personal. Im Interview spricht Hanspeter Vochezer über die steigende Nachfrage, häufige Missverständnisse rund um den Beruf, die Bedeutung von Vertrauen sowie die Herausforderungen bei der Auswahl passender Fachkräfte. Ein Gespräch über professionelle Dienstleistung im Privathaushalt – und darüber, warum guter Service niemals Zufall ist.
Der Schweizerische Hauseigentümer: Herr Vochezer, wie begann Ihre Karriere als Butler, und was hat Sie dazu inspiriert, eine Vermittlungsagentur für Hauspersonal zu gründen?
Hanspeter Vochezer: Ursprünglich habe ich eine internationale Karriere in der Luxushotellerie absolviert, mit Stationen in einigen der besten Häuser weltweit. Im Anschluss habe ich mich als Butler mit einer eigenen Firma selbstständig gemacht. Da mich nahezu jeder zweite Auftraggeber nach einem Einsatz fest anstellen wollte, entschied ich mich, eine professionelle Vermittlungsagentur mit offizieller Seco-Bewilligung zu gründen.
Welche Qualifikationen und Eigenschaften sind aus Ihrer Sicht entscheidend für einen professionellen Butler, eine professionelle Butlerin oder einen persönlichen Assistenten?
Unverzichtbar sind Begeisterung für exzellenten Service, ein hohes Mass an Flexibilität, ausgeprägtes Organisationstalent sowie idealerweise internationale Berufserfahrung.
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen bei der Auswahl von geeignetem Hauspersonal, und wie stellen Sie sicher, dass Ihre Klienten passende Kandidaten bzw. Kandidatinnen erhalten?
Eine grosse Herausforderung sind oft überzogene Erwartungen, die der Markt so nicht erfüllen kann. Wir gestalten den Markt nicht, aber wir identifizieren die qualifiziertesten Fachkräfte und bringen diese gezielt mit den passenden Klienten zusammen – immer mit dem Ziel, realistische Erwartungen bestmöglich zu erfüllen.
Arbeiten Sie bevorzugt mit bestimmten Branchen oder Klientengruppen zusammen?
Wir sind spezialisiert auf die Vermittlung von erfahrenem Hauspersonal mit einem Arbeitspensum zwischen 80 und 100 Prozent. Unser Fokus liegt dabei auf Haushälterinnen, Butlers sowie persönlichen Assistentinnen – sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen.
Wie handhaben Sie das Thema Diskretion und Vertrauen, insbesondere im Umgang mit sensiblen Informationen Ihrer Klienten?
Diskretion ist ein Grundpfeiler unserer Arbeit – eine Selbstverständlichkeit, die ich bereits während meiner Zeit in der Luxushotellerie verinnerlicht habe. Wir geben niemals Informationen weiter, ohne ausdrückliche Zustimmung unserer Auftraggeber. Vertraulichkeit und Vertrauen sind zentrale Werte unserer Agentur.
Welche Missverständnisse oder Vorurteile begegnen Ihnen im Hinblick auf den Beruf des Butlers oder der persönlichen Assistentin?
Vorurteile sind weniger ein Problem als unrealistische Erwartungen. Ein Butler oder eine persönliche Assistentin sind hoch qualifizierte Mitarbeitende – doch auch sie haben Anspruch auf Freizeit und Privatsphäre. Eine respektvolle und professionelle Führung ist hier essenziell.
Sie erwähnen zum zweiten Mal die unrealistischen Erwartungen, die teilweise an das Hauspersonal gestellt werden. Haben Sie ein konkretes Beispiel?
Nehmen wir eine Haushälterin. In den neun Stunden Arbeitszeit pro Tag kann sie nicht alles erledigen. Sie kann nicht die Nanny sein, gleichzeitig die Köchin und dann noch ein grosses Haus mit Garten pflegen und in Stand halten. Dennoch erleben wir es manchmal, dass genau das erwartet wird. Das meinte ich mit unrealistischen Erwartungen.
Wie steht Ihrer Erfahrung nach die Schweizer Gesellschaft zum Thema Hauspersonal? Wird der Einsatz zunehmend akzeptiert oder weiterhin als Luxus wahrgenommen?
Hauspersonal ist längst kein reines Statussymbol mehr. Die Akzeptanz hat deutlich zugenommen – was auch nachvollziehbar ist, angesichts der wachsenden Wohnfläche pro Person, die gepflegt werden will. Immer mehr Haushalte schätzen die Entlastung durch professionelles Personal.
Begegnen Sie oft der Vorstellung, wonach Hauspersonal nur etwas für «Snobs» oder sehr wohlhabende Familien sei?
Dieses Vorurteil existiert – doch oft zu Unrecht. Viele Menschen könnten sich Hauspersonal leisten, nutzen diese Möglichkeit aber nicht. Besonders im Alter kann eine Haushälterin eine grosse Hilfe und Bereicherung darstellen, vor allem für alleinlebende Menschen mit entsprechenden finanziellen Mitteln.
Welche Art von Haushaltshilfe wird am häufigsten nachgefragt?
Die grösste Nachfrage besteht eindeutig nach erfahrenen Haushälterinnen. Je nach Haushaltsgrösse folgen dann Privatköche oder Allrounder mit zusätzlicher Gartenverantwortung. Butler werden besonders in grösseren Haushalten mit entsprechendem Budget gesucht.
Wer sind typischerweise Ihre Kunden – eher Alleinstehende, Paare oder Familien?
Hauptsächlich betreuen wir Familien, in denen beide Partner berufstätig sind und Kinder im Haushalt leben – das bringt viel organisatorischen Aufwand mit sich. Unsere Klientel ist jedoch sehr vielfältig und reicht von alleinstehenden Personen bis zu internationalen Familien verschiedenster Kulturkreise.
Wo sind Sie häufiger im Einsatz:In Eigenheimen oder Mietwohnungen?
In der Regel in privaten Liegenschaften, da dort der Bedarf an Unterstützung meist grösser ist.
Bei Schweizern oder bei Expats?
Eine gesunde Mischung – sowohl Schweizer als auch internationale Kunden und Expats.
In bestimmten Kantonen?
Besonders gefragt sind unsere Dienste in den urbanen und wohlhabenderen Regionen Zürich, Zug, Genf oder dem Tessin.
Sind Sie auch im Ausland tätig?
Neben der Schweiz betreuen wir auch vermehrt Kunden im Ausland, die unsere Schweizer Gründlichkeit und Diskretion schätzen.
Eine These: Wenn es um den Austausch einer Heizung geht, beauftragen viele ohne zu zögern einen Fachmann – beim eigenen Haushalt hingegen tun sich viele schwer. Teilen Sie diese Einschätzung? Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
Ihre Beobachtung trifft durchaus zu. Der Unterschied liegt in der Natur der Investition: Eine neue Heizung ist einmalig. Hauspersonal hingegen ist eine langfristige, persönliche Entscheidung – das erfordert Vertrauen und ein gutes Gefühl im täglichen Miteinander. Unterschiede im Entscheidungsverhalten zwischen den Geschlechtern beobachten wir dabei eher selten.
Wie sehen Sie die Zukunft IhresBerufsfeldes – etwa mit Blick auf den Fachkräftemangel oder die Digitalisierung?
Die Suche nach qualifiziertem Personal ist branchenübergreifend herausfordernd. Wir profitieren hier von einem exzellenten Netzwerk und einem starken Ruf – sowohl bei Kunden als auch bei Kandidaten. Digitalisierung kann Prozesse unterstützen, aber persönliche Beziehungen und Menschenkenntnis bleiben zentral.
Wie sieht es mit der Konkurrenz aus? Haben Sie Ihre Nische gefunden, oder müssen Sie sich gegen andere Agenturen behaupten?
Es gibt zahlreiche Vermittlungsagenturen – was den Markt belebt. Unser Alleinstellungsmerkmal ist jedoch meine persönliche Erfahrung aus der Branche und unsere sehr strengen Auswahlkriterien. Diese Professionalität hebt uns deutlich von vielen Mitbewerbern ab.
Das Interview führte Lilian Fritze, Redaktorin beim HEV Schweiz
Zur Person
Hanspeter Vochezer ist eidg. dipl. Hotelier (HF / SHL) und Butler sowie Gründer und Geschäftsführer der Agentur Swiss Butlers.