Heizungssanierung

«Jetzt können wir unser Projekt richtig aufgleisen»

Mit einem neuen dreiteiligen Kurs bündelt der HEV Schweiz die wichtigsten Informationen zum Thema Heizungssanierung. Die Kursteilnehmer erhielten umfassende Informationen und zahlreiche Praxistipps aus erster Hand.

von Michael Staub

Journalist BR, Kriens

Als Nachfolge der seit Jahren beliebten Infoveranstaltung zum Heizungsersatz lancierte der HEV Schweiz dieses Jahr einen neuen Kurs. Drei Halbtages-Module vermitteln den Teilnehmerinnen und Teilnehmern umfassende Informationen und Kompetenzen. Der Fokus liegt beim neuen Kurs ausschliesslich auf dem Heizungsersatz. Die meisten Eigentümerinnen und Eigentümer haben gleich die Kursmodule 1 und 2 gebucht. Um Grundlagen geht es am Vormittag, um die konkrete Umsetzung der Sanierung am Nachmittag. Ein dritter Kurshalbtag widmet sich den rechtlichen Aspekten und der Kommunikation bei Mietverhältnissen.

Umfassende Grundlagen

Noch bevor es richtig losgeht, steht bereits die erste kurze Umfrage an. Diese erfolgt nicht nach dem System «Landsgemeinde». Statt ihre Hände zu heben, nutzen die Kursteilnehmenden die Online-Plattform «Kahoot». Auf ihren eigenen Smartphones beantworten sie drei kurze Einstiegsfragen von Markus Schlageter, Leiter Marketing bei Elco. Gut die Hälfte der Teilnehmenden will die Heizung in einem Einfamilienhaus sanieren, der Rest in einem Mehrfamilienhaus. Drei Viertel der Befragten setzen die Sanierung als Eigentümer der Liegenschaft um, nur ein Viertel als Verwalter einer anderen Immobilie. Und bei gut 50 Prozent ist das Sanierungsprojekt sehr konkret und soll innerhalb eines Jahres realisiert werden.

Damit dies klappt, beginnt Co-Referent Stefan Aeschi, Experte Bau und Energie beim HEV Schweiz, mit dem ersten Theorieblock. Zunächst geht es um die Auslöser einer Sanierung. Nicht nur technische Gründe wie (bald) defekte Bauteile oder Gewerke gehören dazu, sondern auch die persönliche Motivation und die geplante Nutzung der Liegenschaft. Mit dem «Smart Spider», einem einfachen und einleuchtenden Visualisierungs-Tool, werden verschiedene Beweggründe für eine Sanierung erläutert und hinterfragt. Weiter geht es mit umfassenden Informationen zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Baubewilligungsverfahren, Lärmschutzvorschriften und kommunale Besonderheiten werden ebenso erläutert wie die heizungsbezogenen Fördermittel.

Mitreden lernen

Nun folgt ein Crashkurs zur Heizung an sich: Der Wärmeerzeuger (Ölkessel, Pelletskessel oder Wärmepumpe) wird ebenso vorgestellt wie die Wärmeabgabe (Fussbodenheizung, Radiatoren). Stück für Stück erarbeiten die Teilnehmenden das nötige Vokabular und die wichtigen Unterscheidungen. Auch während der Referate können jederzeit Fragen gestellt und Unklarheiten beseitigt werden – «das ist sehr hilfreich», sagt eine Teilnehmerin.

«Ein Heizungsinstallateur wird Ihnen nur das liefern, wonach sie fragen. Und je besser Sie mit gewissen Begriffen vertraut sind, desto präziser können Sie fragen», sagt Markus Schlageter. Genau deshalb sei es auch wichtig, sich persönlich mit der Sanierung zu beschäftigen, bevor man die Handwerker zur Offertstellung einlade. Doch wer soll überhaupt offerieren dürfen? «Trauen Sie Ihrem Bauchgefühl», empfehlen die Referenten unisono. Stefan Aeschi ermuntert einmal mehr, das eigene Netzwerk zu nutzen: «Fragen Sie Ihre Nachbarn, die Kollegen im Sportverein, Ihre Freunde und Bekannten. Die meisten erzählen gerne von ihrer Sanierung und noch lieber von positiven Erfahrungen.»

Hoher Praxisbezug

Am Vormittag wie auch am Nachmittag werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zahlreiche Beispiele aus der Praxis vorgestellt. Wie saniert man die Heizung in einer über 100-jährigen ehemaligen Teigwarenfabrik, einem Einfamilienhaus aus den frühen 2000er-Jahren oder in einem typischen Block aus den 1950er-Jahren? Bei der «Tour de Suisse», die quer durch den Gebäudepark und die Schweiz führt, erhalten die Eigentümerschaften interessante Einblicke. Das Fazit: Egal, wie speziell die Ausgangslage ist, es gibt immer eine Lösung.

Genau diesen Punkt betont bei seinem Referat auch Patrick Wälti, Heizungsexperte und Geschäftsführer der PSW Haustechnik AG (Zürich). Er berichtet direkt aus der Praxis, liefert Inputs zu kniffligen Projekten und wird mit Fragen aus dem Publikum regelrecht bestürmt. «Wenn Sie einen Offertpunkt nicht verstehen, dann fragen Sie einfach ungeniert nach. Der Installateur sollte alle Details plausibel erklären können. Und sonst ist er nicht der richtige Installateur für Sie», empfiehlt Patrick Wälti.

Gelöste Rätsel

Dank der neuen Modulstruktur bleibt mehr Zeit für Fragen der Teilnehmenden. Immer wieder können so individuelle Probleme geklärt werden. «Unser Installateur meinte, wir sollten zwei Boiler installieren und nicht nur einen. Warum?», fragt ein Teilnehmer. Patrick Wälti fragt nach und liefert des Rätsels Lösung: «Mit Ihrer PV-Anlage können Sie sehr viel Strom erzeugen. Wenn dieser für das Laden der Boiler verwendet wird, können Sie in der Nacht gratis heizen. Aber damit das funktioniert, brauchen Sie eben zwei Boiler und nicht nur einen.»

Eine andere Teilnehmerin erkundigt sich bezüglich Bodenheizung: «Können wir während der Sanierung im Haus bleiben?» Stefan Aeschi rät ab: «Wenn ein neuer Unterlagsboden gegossen wird, müssen Sie danach wochenlang das Gebäude austrocknen. Am Anfang tropft es regelrecht von der Decke – anderswo sind Sie besser aufgehoben.» Ein weiterer Kursbesucher hat eine Frage zum Wirkungsgrad: «Warum wird dieser immer wieder erwähnt?» Markus Schlageter antwortet: «Weil Sie anhand dieser Zahl sofort sehen, ob Ihre Anlage effizient läuft. Mit der Wahl eines guten Installateurs und der richtigen Wärmepumpe ist das gegeben.»

Fazit

Ein sehr umfangreiches Dossier mit zahlreichen Informationen, verschiedenen Arbeitsblättern und unzähligen Links auf hilfreiche Ressourcen ergänzt die mündlichen Vorträge. Die Bewertung des neuen Kurses fällt erfreulich aus. «Mit dem Gehörten und den Unterlagen sollte ich unser Projekt nun aufgleisen und mit den restlichen Miteigentümern realisieren können», sagt eine Stockwerkeigentümerin.

«Die Erfahrungen aus der Praxis sind für mich sehr wertvoll – so weiss man gleich, was funktioniert und was nicht», sagt ein anderer Kursbesucher. «Wir erhielten eine ganzheitliche Sicht auf das Thema. Im Kurs wurden wir auf Punkte aufmerksam, die wir zuvor nicht berücksichtigt hatten», bilanziert eine weiteres Eigentümerpaar. Stefan Aeschi, der im Namen des HEV Schweiz für den Kurs verantwortlich zeichnet, ist ebenfalls zufrieden: «Das grosse Ziel des Kurses ist der Aufbau von Eigentümerkompetenzen bezüglich Heizung. Dieses Ziel haben wir erreicht, was mich sehr freut.»

Über die weitere Durchführung des Kurses inklusive Daten und Veranstaltungsorten wird der HEV Schweiz rechtzeitig informieren.

«Das grosse Ziel des Kurses ist der Aufbau von Eigentümer-
kompetenzen bezüglich Heizung.»

Stefan Aeschi