Der Schweizerische Hauseigentümer: Viele Menschen schwören auf regelmässiges Saunieren. Welche gesundheitlichen Vorteile sind wissenschaftlich belegt? Stimmt es beispielsweise, dass regelmässiges Saunieren genauso gut für das Herz ist wie Ausdauersport und dass man sich dadurch sogar ein bisschen «jung saunieren» kann?
Daniel Gufler: Regelmässiges Schwitzen im heissen Raum bringt den Kreislauf ordentlich in Schwung: Die Blutgefässe weiten sich, das Herz pumpt ein bisschen schneller – fast wie bei leichtem Ausdauersport. Studien zeigen sogar, dass regelmässiges Saunieren das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann. Hinzu kommt, dass das Immunsystem stimuliert wird – man ist weniger anfällig für Erkältungen. Viele berichten auch, dass sie nach dem Saunagang viel entspannter schlafen. Und was das «jung saunieren» betrifft: Wunder darf man nicht erwarten, aber durch die bessere Durchblutung und den Stressabbau tut man auf jeden Fall etwas für ein gesundes Altern. Es ist ein Gesamtpaket: Herz, Kreislauf, Immunsystem und Wohlbefinden profitieren – das lässt einen automatisch frischer wirken.
Bianca Schilter: Die klassische Finnische Sauna mit ihren Temperaturen zwischen 75 und 100 °C und der geringen Luftfeuchtigkeit von etwa drei bis fünfzehn Prozent bringt den Körper ordentlich ins Schwitzen und wirkt wie ein Training für Herz und Gefässe. Gleichzeitig werden Endorphine freigesetzt, die für tiefe Entspannung und ein spürbares Wohlgefühl sorgen. Regelmässiges Saunieren trägt nachweislich dazu bei, Herz und Kreislauf zu stärken, das Immunsystem zu unterstützen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Kurz gesagt – ja, man kann sich tatsächlich ein bisschen «jung saunieren».
Wie oft und wie lange sollte man saunieren, um positive Effekte zu erzielen?
Daniel Gufler: Die meisten Studien zeigen: Schon zwei- bis dreimal pro Woche reichen, um positive Effekte auf Immun- und Herz-Kreislauf-System zu spüren. Eine typische Saunarunde dauert circa zehn bis fünfzehn Minuten, danach abkühlen, ein bisschen Pause und wer mag, absolviert noch einen zweiten oder dritten Durchgang.
Was ist ein häufiger Fehler, den Sauna-Neulinge machen?
Bianca Schilter: Ein typischer Fehler ist, zu schnell zu hohe Temperaturen zu wählen. Viele setzen sich gleich auf die oberste Bank, um die intensive Hitze zu erleben und verlängern die Saunagänge über die eigenen Grenzen hinaus. Das kann den Kreislauf belasten. Einsteiger sollten eine tiefe Bankhöhe wählen, die Hitze schrittweise steigern und die Dauer der Saunagänge begrenzen. So kann der Körper die Wärme optimal aufnehmen, der Kreislauf wird geschont und die positiven Effekte des Saunierens lassen sich sicher und nachhaltig geniessen.
Daniel Gufler: Ein weiterer Fehler ist, nicht genug zu trinken. Wer viel schwitzt, verliert Flüssigkeit und sollte das unbedingt ausgleichen.
Jetzt im Herbst bei nasskaltem Wetter sind Erkältungen weit verbreitet. Ist ein Sauna-Gang bei Erkältungssymptomen eine gute Empfehlung?
Bianca Schilter: Wer bereits krank ist, sollte dem Körper Ruhe gönnen. Saunieren ist eine hervorragende Massnahme zur Stärkung des Immunsystems und zur Vorbeugung sehr wirkungsvoll, denn die hohen Temperaturen in der Sauna lösen im Körper einen kurzzeitigen fieberähnlichen Zustand aus. Dieser stimuliert das Immunsystem, mobilisiert Abwehrzellen und trainiert den Körper darin, schnell auf virale Erreger zu reagieren. Studien zeigen, dass regelmässiges Saunieren die Anfälligkeit für Erkältungen deutlich senken kann.
Gibt es bestimmte Personengruppen, für die Saunagänge eher ungeeignet oder sogar riskant sind?
Daniel Gufler: Wer akute Herzprobleme, starken Bluthochdruck oder generell Kreislaufbeschwerden hat, sollte das unbedingt vorher ärztlich abklären. Wie bereits erwähnt, sollten auch Menschen mit akuten Infekten mit Fieber oder einer Erkältung die Sauna lieber meiden, weil der Körper dann schon genug zu tun hat. Schwangere dürfen saunieren, wenn sie es gewohnt sind. Aber auch da gilt: vorher Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt halten. Und für Kinder ist die Sauna in leichter Form in Ordnung, aber kürzer und nicht so heiss.
Wie wirkt sich die richtige Reihenfolge von Hitze, Kälte und Ruhe auf den Kreislauf aus?
Bianca Schilter: Der Wechsel zwischen Wärme, Kälte und Ruhe ist das Herzstück des Saunierens. Erst die Kombination dieser drei Phasen macht das Wellnesserlebnis vollständig. Die Wärmephase in der Sauna bringt den Kreislauf sanft in Schwung. Doch erst die Abkühlung macht das Ritual perfekt. Durch die Kälte ziehen sich die Gefässe wieder zusammen – das kräftigt die Gefässmuskulatur, stabilisiert den Blutdruck und sorgt dafür, dass der Körper wieder in Balance kommt. Nach der Abkühlung folgt die Ruhephase, in der sich Körper und Kreislauf erholen. Wer diese drei Phasen regelmässig beachtet, stärkt nicht nur seine physische Gesundheit, sondern auch seine mentale Widerstandskraft.
Was sollte man rund ums Saunieren beachten – etwa in Bezug auf Flüssigkeitszufuhr, Ernährung oder die richtige Abkühlung danach?
Bianca Schilter: Ein zentraler Punkt ist die ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Wer zu wenig trinkt, schwitzt schlechter, und der Körper kann die Wärme nicht optimal regulieren. Ideal ist es, 30 bis 60 Minuten vor dem Saunieren rund einen halben bis einen Liter Wasser oder ungesüssten Tee zu trinken. So ist der Körper gut vorbereitet und kann die entgiftende Wirkung des Schwitzens voll entfalten. Ebenso wichtig ist die Vorbereitung der Haut: Vor dem Saunagang sollte man duschen, um Schmutz und Fettfilm zu entfernen – dadurch öffnen sich die Poren besser für die Schweissabgabe. Danach sollte man sich gründlich abtrocknen, damit die Verdunstungskälte das Schwitzen nicht verzögert. Auch die Ernährung spielt eine Rolle: Mit vollem Magen oder völlig nüchtern in die Sauna zu gehen, ist keine gute Idee. Am besten isst man etwa eine Stunde vorher eine leichte Mahlzeit – zum Beispiel ein Vollkornbrot mit Avocado oder ein Naturjoghurt mit Obst. Nach dem Saunieren helfen leichte Snacks oder ein Smoothie, den Mineralstoffhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ganz entscheidend ist schliesslich die richtige Abkühlung nach der Sauna. Sie hilft dem Körper, Blutdruck und Kreislauf wieder zu stabilisieren. Lauwarme Duschen hingegen bremsen den Effekt.
Viele kennen die finnische Sauna – aber gibt es weltweit überraschende Sauna-Traditionen, die kaum jemand kennt?
Daniel Gufler: Oh ja, Sauna ist nicht nur Finnland! Weltweit gibt es spannende Traditionen. In Russland schwitzt man zum Beispiel gern in der Banja, die oft noch heisser als die finnische Sauna ist, und geht danach in eiskaltes Wasser. Oder man lässt sich mit Birkenzweigen abklopfen – richtig abenteuerlich, aber gut fürs Kreislauftraining. In Japan gibt es Sento- und Onsen-Bäder, die zwar eher Badehäuser sind, aber auch sauna-ähnliche heisse Räume haben. Und in den USA sieht man mittlerweile sogenannte Infrared-Saunas, die mit Infrarotstrahlen arbeiten und den Körper von innen wärmen.
Apropos Birkenzweige: Die sogenannten «Vasta» bzw. «Vihta» finden sich oft in finnischen Saunas. Was hat es damit auf sich?
Bianca Schilter: Die Vasta oder Vihta sind fester Bestandteil des traditionellen finnischen Saunarituals und haben mehrere Funktionen. Wenn man mit den frischen Birkenzweigen sanft über die Haut streicht, regt das die Durchblutung an, löst Verspannungen in Muskeln und Gelenken und verstärkt das wohltuende Entspannungsgefühl des Saunagangs. Darüber hinaus hat die Vasta auch eine symbolische Bedeutung: Zu besonderen Anlässen wie etwa der Mittsommernacht steht das sanfte Abstreifen des Alten mit den Birkenzweigen für einen Neuanfang und das Loslassen von Belastendem. So verbinden die Vasta körperliches Wohlbefinden und geistige Reinigung auf wunderbare Weise. Ein schönes Beispiel, wie die Sauna in der finnischen Kultur nicht nur gesund, sondern auch spirituell bereichernd ist.
Herr Gufler, was war der ungewöhnlichste Duft, den Sie als Schweizer Aufgussmeister verwendet haben – und wie kam er bei den Gästen an?
Daniel Gufler: Oh, da gab’s schon ein paar Experimente! Letztes Jahr habe ich Kakao zusammen mit Pfefferminze gemischt. Diese Duftmischung erweckte bei den Gästen das Gefühl, in ein Stück After-Eight-Schokolade zu beissen. Genau das macht’s spannend – Düfte wecken Erinnerungen und Emotionen. In der Welt der Düfte kann man sich mit Wissen kreativ ausleben.
Welche Düfte empfehlen Sie unserer Leserschaft für den Aufguss in der Heimsauna? Und was bewirken die unterschiedlichen Düfte?
Daniel Gufler: Am besten eignen sich natürliche Düfte. Eukalyptus ist ein echter Klassiker: Er befreit die Atemwege und wirkt erfrischend. Minze hat einen ähnlichen Effekt, aber mit einer extra Portion Frische. Wer es entspannender mag, greift zu Lavendel – der beruhigt und hilft beim Runterkommen. Zitrusdüfte wie Orange dagegen geben gute Laune, weil sie belebend und erfrischend wirken. Ich liebe Holz-Düfte wie Weisstanne, Legföhre, Zirbelkiefer, Latschenkiefer und Fichtennadel, weil sie Wald-Feeling in die Sauna bringen. Am Ende ist es Geschmackssache. Aber es lohnt sich, ein bisschen herumzuprobieren und den passenden Duft für die eigene Stimmung zu wählen.
Stimmt es, dass manche Düfte das Denken oder die Kreativität fördern?
Daniel Gufler: Ja, tatsächlich! Düfte wirken stark auf unser Gehirn, weil sie direkt ins limbische System gelangen – also den Teil, der für Emotionen und Erinnerungen zuständig ist. Zitrusdüfte wie Zitrone oder Grapefruit können wach machen und die Konzentration fördern. Rosmarin ist bekannt dafür, dass er das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit pusht – den nutzen Studenten sogar manchmal beim Lernen. Und was die Kreativität angeht: Düfte wie Jasmin oder Sandelholz können inspirierend wirken, weil sie die Stimmung heben und eine gewisse Leichtigkeit schaffen.
Das Interview führte Tamara Lustenberger, Redaktorin beim HEV Schweiz
Daniel Gufler
arbeitet als Projektleiter für Wellnessanlagen bei der Küng Wellness AG. Er ist ein leidenschaftlicher Aufgussmeister, der seine Passion auf nationaler und internationaler Ebene unter Beweis stellt. Er ist mehrfacher Schweizer Aufgussmeister.
Bianca Schilter
arbeitet als Marketingleiterin bei der Klafs AG in Baar. Als Teil eines 45-köpfigen Teams setzt sie Spa- und Wellnessprojekte um und verfügt über ein umfangreiches Wissen rund ums Thema Sauna und Gesundheit.
Weitere Informationen zu Sauna-Produkten finden Sie unter:
● Küng Wellness AG: kueng.swiss
● Klafs AG: klafs.ch
● Tomwood AG: tomwood.ch















